Die Werkzeugmaschinen von WMW bzw. VVB Werkzeugmaschinen waren in vier Teilbereiche untergliedert. Jeder Bereich war in einer anderen Stadt angesiedelt und für die Herstellung einer anderen Produktgruppe verantwortlich. Die Zusammenarbeit funktionierte erstaunlich und für sozialistische Verhältnisse ungewöhnlich gut, sodass die WMW sich kontinuierlich ihren international hervorragenden Ruf aufbauen konnte. Zuletzt gingen 70% aller WMW Maschinen in den Export und dies keineswegs nur in die sozialistischen Bruderländer. Auch westliche Unternehmen vertrauten auf die Qualität "Made in GDR".
Nachfolgende Übersicht zeigt die Verteilung der einzelnen Produktionsbereiche innerhalb der Vereinigung:
Kombinat HECKERT NILES Erfurt Smalcalda
Produkte - Kunststoff-Verarbeitungsmaschinen
- Werkzeuge
Kombinat Heckert
Das Kombinat Heckert aus Chemnitz, ehemals Karl-Marx-Stadt, hatte folgende Produktbereiche:
- WMW Heckert Fräsmaschinen
- WMW Heckert Bohrwerke
- WMW Heckert Stoßmaschinen
- WMW Heckert Hobelmaschinen
- WMW Heckert Räummaschinen
Damit waren sämtliche nicht-radial zerspanenden Maschinen bei diesem Kombinat angesiedelt. Das Kombinat Heckert fertigte eine große Palette an verschiedenen Größen und Ausführungen der diversen Zerspanungsmaschinen. Trotz eines Verbleibs von nur 30% für den heimischen Markt, gibt es WMW Fräsmaschinen in einer interessanten Auswahl auf dem Gebrauchtmaschinenmarkt zu finden. Sie befinden sich zwar zumeist in einem stark gebrauchten Zustand, können aber dank der robusten Bauweise in der Regel einfach wieder instand gesetzt werden. Gebrauchte WMW Bohrmaschinen und Fräsmaschinen überzeugen durch erstaunlich günstige Preise. Bereits ab ca. 1000 Euro sind einsatzfähige Exemplare zu finden.
WMW Bohrmaschinen waren als Säulen- & Ständerbohrmaschinen, Radialbohrmaschinen und als Handbohrmaschinen in Produktion. Die sozialistische Philosophie verlangte eine einfache Reparaturfähigkeit aller Industriegüter, welches bereits konstruktiv mit berücksichtigt wurde. Dadurch wurden WMW Bohrmaschinen in Entwicklungs- und Schwellenländern sehr beliebt, da sie dort auch mit heimischen Mitteln immer wieder instand gesetzt werden konnten. WMW Bohrmaschinen haben damit einen großen Beitrag zum Aufbau und der Entwicklung dieser Länder geleistet. In Indien ist WMW beispielsweise bis heute eine feste Größe in jedem metallverarbeitendem Betrieb.
Kombinat Niles
Das Kombinat Niles aus Berlin war im Wesentlichen für Drehmaschinen und Schleifmaschinen zuständig. Neben einer großen Anzahl kleiner und mittelgroßer Modelle waren die Werke dieses Kombinats vor allem wegen der Herstellung von Groß-Drehmaschinen berühmt. Hier konnten die DDR-Ingenieure und Werker Produkte präsentieren, die mit den westlichen Erzeugnissen lange mithalten konnten. WMW Karussell-Drehbänke von zehn Meter und mehr Durchmesser gehörten zu den Spezialitäten dieses Kombinats. Auch in der horizontalen Bearbeitung von Drehteilen setzte das Kombinat Niles immer wieder Maßstäbe.
Die Fertigung numerisch gesteuerter Werkzeugmaschinen war bei WMW schon sehr früh mit im Programm. Das Gros der WMW Drehmaschinen ist jedoch auf manuelle Bedienung ausgelegt. Eine WMW Drehmaschine gab es in jeder üblichen Baugröße.
Die Qualität der WMW Drehmaschinen ist so hoch, dass selbst für konventionelle, mittelgroße gebrauchte Drehmaschinen heute noch hohe Preise veranschlagt werden. Für eine gebrauchte Zug-Spindel Drehmaschine von WMW können schnell 5000 Euro verlangt werden. Eine mittelgroße gebrauchte Karussell-Drehmaschine von WMW mit nur 2000 Millimeter Werkstück-Durchmesser kostet schnell über 20.000 Euro kosten. Das ist für eine über 40 Jahre alte Maschine durchaus selbstbewusst. Die Zuverlässigkeit, Standfestigkeit und Präzision rechtfertigen diese Preisgestaltung aber häufig.
Kombinat Erfurt
Das Kombinat Umformtechnik "Herbert Wahnke" aus Erfurt war vor allem für verformende Werkzeugmaschinen zuständig. Pressen, Biegepressen, Tiefziehpressen, aber auch Tafelscheren und später sogar Maschinen zur Kunststoffverarbeitung waren in diesem Kombinat die hergestellten Produkte.
Wie bei den anderen WMW-Kombinaten auch, erwarben sich die Pressen, Stanzen und Scheren des Kombinat Erfurt schnell einen internationalen Ruf. Das Kombinat Erfurt war bestrebt, den gesamten Markt an Pressen zu bedienen: Sehr starke hydraulische Pressen zur Aufbringung großer Umformkräfte waren ein großer Teil von Produktion und Entwicklung aus Erfurt. Schnelle Exzenterpressen zur effizienten Massenfertigung standen ebenfalls zur Verfügung. Damit konnte WMW seinen Beitrag an der Industrialisierung der sozialistischen Bruderländer gut leisten. Vor allem die starken hydraulischen Pressen sind noch heute in großer Zahl auf den Gebrauchtmärkten zu finden. Gebrauchte WMW Pressen sind als C- und Zweiständer-Pressen in einem großen Preisbereich zu finden. Auch für diese Maschinen werden heute von Dienstleistern noch die Ersatzteile und Dokumentation für Betrieb, Reparatur und Upgrade angeboten.
Kombinat Smalcalda
WMW bemühte sich nicht nur um die Herstellung der weltbesten Werkzeugmaschinen. Auch die Fertigung der Produktionswerkzeuge wurde in diesem Kombinat forciert. Die Fertigung der Werkzeuge für die Stanzen, Pressen, Zerspanungsmaschinen und Spritzgussautomaten oblag dem Kombinat Smalcalda. Damit konnte vor allem der internationalen Kundschaft eine Alles-aus-einer-Hand Lösung angeboten werden, wenn es um den Aufbau einer Fertigungsstraße ging. Das Kombinat Schmalkalden/Smalcalda fertigte sogar Heimwerker-Elektrowerkzeuge wie Bohrmaschinen und ähnliches. Naturgemäß ist der Markt für gebrauchte Werkzeuge wesentlich kleiner als für die dazu gehörigen Maschinen. Press-, Stanz-, und Spritzgusswerkzeuge sind kaum noch zu finden. Sie obliegen einem natürlichen Verschleiß und sind in der Regel hochspezifisch gefertigt. Jedoch zeigt auch der Werkzeugbau des Kombinat Smalcalda, wozu der Maschinenbau in der DDR in der Lage war.